Der letzte Tag unserer Reise war angebrochen. Nach stürmischen und heftigsten Schneeverwehungen in der Nacht, beruhigte sich das Wetter früh morgens und sogar der Himmel klarte wieder auf. Dennoch, in der Nacht war ganz schön runter gekühlt. Die Temperaturen lagen zwar nur leicht unter Null, gefühlt durch den immer eisigen Wind, schien es um einiges Kälter zu sein. Nach dem Frühstück war geplant den imposanten und traumhaft gelegenen Gullfoss-Wasserfall, die wohl schönste und die bekannteste Sehenswürdigkeit in Island, der direkt am berühmten Goldenen Kreis liegt, zu besuchen. Unsere Anfahrt dorthin dauerte nicht lange, da wir nur ca. 40 Km von dort entfernt, auf einem kleinen Camperplatz gestanden und übernachtet hatten. Die Luft lag immer noch voller Schnee und die Wettervorhersage versprach das es sich weiter zuziehen würde, sogar mit heftigstem Schneefall zu rechnen sein würde. Als wir dort ankamen, suchten wir uns gleich einen geeigneten Standort. Unser Fotoguide und Islandexperte Daniel, wusste schon genau, es würde Sinn machen, die Camper so zu parken, dass wir bei starkem Schneefall schon in Fahrtrichtung und frei von anderen Fahrzeugen, gesichert abseits standen.
Gesagt, getan. Gut eingepackt und los ging es zum Gulfoss Wasserfall, ca. 15 Gehminuten entfernt. Es war Menschenleer und somit konnten wir uns auf der angerenzenten Aussichtsplattform mit unseren Stativen und Kameras ausbreiten. Was für ein spektakulärer Blick. Tosend rannte das Wasser, am teilweise eingefrorenen breiten Überhang in die Tiefe. Der Blick in die weiter verschneite Landschaft bot uns eine traumhafte Kulisse, in dem sich die ganze Schönheit des Flusses Hvítá mit seinen beeindruckende Wasserfall einbettete. Nach einiger Zeit verschwand dann auch nach und nach das Licht. Die noch eingangs bläulich getränkten Wolken, verloren immer mehr an Farbe, es sah nach Schnee aus. Eine Menge an Schnee. Somit nutzen wir noch die Zeit, uns den Wasserfall noch von einer anderen Perspektive anzuschauen, ca. 300m entfernt. Dort machten wir noch einige Bilder, doch dann ganz plötzlich fing es an zu schneien. Die anderen gingen schon zurück in Richtung Parkplatz. Ich blieb vielleicht noch keine 10 Minuten, die allerdings dazu führten, dass ich ich einen Schneesturm geriet, und kaum noch die Hand vor Augen sah. Die Seile, die rechts und links über den ganzen Weg hin als Sicht- und Halteleine gespannt waren, halfen mir, die Orientierung nicht zu verlieren. Auch wenn ich keine 20 Minuten von unseren Campern entfernt war, war mir doch in diesen Minuten bange. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Mir kamen sogar noch eine Handvoll Menschen entgegen, die mich fragten, ob man den Wasserfall sehen könnte. Ich war innerlich Sprachlos, was wollte man dort jetzt sehen, geschweige denn riskieren.
Am Parkplatz angekommen, traf ich noch zwei Leute von uns. Zusammen bemühten wir uns den Weg einzuhalten und die Sicht aufgrund der extremen Schneeverwehungen nicht zu verlieren. Irgendwo musste unsere Wagen sein. Da waren sie. Ab in die Camper und auftauen. Was für ein Erlebnis, unglaublich. Jetzt hieß es keine Zeit zu verlieren. Denn der starke Schneeeinbruch bedeutete, dass wohlmöglich unser Straße wegen des Wetters gesperrt sein könnte. So war es auch. Wir mussten mit einer Umfahrung von über 130 KM eine andere Route Richtung Reykjavik nehmen, wo zwei von uns noch einige Tage verbringen wollten, und wir anderen unseren Rückflug von Keflavík antreten würden. Am Ende hat alles gut und sicher geklappt. Viel Luft wäre nicht mehr geblieben, so hatte sich alles eingeschneit. Wir hätten es einige Stunden später nicht mehr geschafft dort wegzukommen. Auch unsere Ausweichroute wurde gesperrt. Am Ende, war es ein kleines Zeitfenster vor dem whiteout!!
Mit Island hat sich für mich ein Traum erfüllt. Erlebnisreich durch und durch. Sehenswürdigkeiten die meine Vorstellungskraft überstieg. Besonders, dass muss ich an dieser Stelle loswerden, war die außergewöhnliche Konstellation an Fotofreunden, die sich so harmonisch, angenehm und lebhaft aufeinander eingestellt hat. Besser ging es nicht. Ich bin Dankbar, dass ich diese Reise machen durfte.